«Wir beten. Aber nicht nur.» – Solidarität für Nigeria

Web_Theaterlager_02Den folgenden Artikel verfasste Noemi Harnickell aus Anlass einer Solidarisierungsaktion für die Opfer von Boko Haram im Norden Nigerias. Die Kollekte unserer Veranstaltugen und Theateraufführungen kommt zur Hälfte der Friedensarbeit von Mission 21 in Nigeria zugute.

→ Leseempfehlung zum Thema: «Das Leben nach der Hölle.» Das ZEIT MAGAZIN im Gespräch mit Frauen, die sich aus den Fängen der Sekte Boko Haram befreien konnten.

Was ist unsere Mission?

«Wir beten. Aber nicht nur.» So das Motto von Mission 21 zur Solidarisierungsaktion mit den Opfern des Boko Haram. Aber was kann man denn mehr tun, als beten? Wie können wir, die wir hier sitzen, so weit entfernt von dem Schrecken, der da draussen Alltag ist, wie können wir kleinen Menschen etwas ausrichten?

Die Aktion ist simpel. Mission 21 verteilt Armbänder mit Namen und Alter der verschiedenen Opfer. Auf meinem steht Hauwa Ntakai (20). War Hauwa ein Mädchen oder ein Junge? Wer trauert um Hauwa? Hatte er oder sie Geschwister? War Hauwa verliebt? Was waren seine oder ihre Hobbys?

Während einer Probewoche mit dem Theaterensemble Johannes aus Bern, in der wir ein neues Theaterstück einstudierten, redeten wir lange über die Ereignisse in Nigeria. Wir fragten: Was ist unsere Mission? Sind wir auch Missionare? Was bedeutet das Wort überhaupt? Und wir mussten feststellen, dass es nicht die eine richtige Antwort gibt, dass jeder auf seine Weise die Welt verändert.

«Wir beten. Aber nicht nur.»

Es war sehr ruhig, als jeder der dreissig Jugendlichen und Erwachsenen ein Armband aus dem Körbchen fischte und den Namen las, der darauf steht. Plötzlich erschien uns Nigeria gar nicht mehr so weit weg, schliesslich hätte sich Hauwa in unserer Runde vielleicht auch wohl gefühlt. Vielleicht hat Hauwa auch gerne Theater gespielt, Schokobananen gebraten und Berge erklommen. Vielleicht war Hauwa gar nicht so anders als wir.

Und als wir gemeinsam beteten für alle die Namen, die doch nur stellvertretend stehen für Tausende, da waren wir in Gedanken bei den Menschen, die noch leben und die nun um einen Sohn, eine Tochter, eine Mutter, eine Tante, einen Freund, einen Lehrer trauern. Mit unserem Theater, das wir im Herbst aufführen werden, wollen wir Geld sammeln für Nigeria und so unseren Beitrag leisten. Aber wir wollen auch das Bewusstsein schärfen und wir wollen erinnern. Erinnern an all, die gestorben sind, damit ihr Tod nicht vergebens war.