Kollekte 2019: Landesprogramm Nigeria von Mission 21

Die Kollekte der Theateraufführungen des Theaterensembles Johannes im Herbst 2019 kommt ohne Abzug dem Landesprogramm Nigeria des evangelischen Missionswerks Mission 21 zugute. In diesem Beitrag erfahren Sie Hintergründe zur Arbeit von Mission 21 in Nigeria. Im Landesprogramm sind alle einzelnen Projekte zusammengefasst und werden gesamthaft koordiniert. Exemplarisch dafür stellen wir hier das Projekt «Gräben überwinden, gemeinsam am Frieden bauen» vor.

→ Leseempfehlung zum Thema: «Das Leben nach der Hölle» Das ZEIT MAGAZIN im Gespräch mit Frauen, die sich aus den Fängen der Sekte Boko Haram befreien konnten.

Die Überreste der von Boko Haram ausgebrannten EYN-Kirche in Maiduguri/Wulari; Gemeindemitglied (links) und Gemeindepfarrer Yuguda Z. Mdurvwa. Foto: Mission 21/Jochen Kirsch, Meehyun Chung.

Die Überreste der von Boko Haram ausgebrannten EYN-Kirche in Maiduguri/Wulari; Gemeindemitglied (links) und Gemeindepfarrer Yuguda Z. Mdurvwa.
Foto: Mission 21/Jochen Kirsch, Meehyun Chung.

Im Zeichen des Terrors

Die islamistische Terrororganisation Boko Haram hat im vergangenen Jahr ihre Anschläge im Nordosten Nigerias erheblich intensiviert. Diese Region ist zugleich die Heimat der Kirche der Geschwister in Nigeria (EYN), Partnerkirche von Mission 21. Mehrere Tausend Menschen sind der Gewalt zum Opfer gefallen, Hunderttausende befinden sich auf der Flucht. Die EYN nimmt sich der Versorgung der Flüchtlinge an. Sie bemüht sich als traditionelle Friedenskirche weiterhin um gute Beziehungen zwischen den Mitgliedern beider Religionen.

Die interreligiöse Friedenarbeit in der Stadt Jos, die aus einer Initiative der EYN hervorgegangen war, ist seit 2013 unter dem Namen Lifeline Compassionate Global Initiative (LCGI) als unabhängige NGO registriert. Dort führen Christen und Muslime gemeinsam Projekte zur Wasserversorgung, Schul- und Berufsausbildung und Mikrokreditvergabe durch.

Im Dienst für Land und Menschen

Die EYN setzt sich zusammen mit Mission 21 für den Aufbau des Landes ein. Dabei ist die Frauenarbeit eine wichtige Säule. Sie vermittelt den Begünstigten wertvolle Fähigkeiten, um zum Lebensunterhalt der Familien beitragen zu können. Der allen Interessierten zugängliche theologische Ausbildungsgang behandelt dringende gesellschaftliche Themen und motiviert dadurch zum Einsatz für eine gerechtere Gesellschaft, für den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie für Frieden und Versöhnung. Die von Mission 21 unterstützte Gesundheitsarbeit wirkt der Verbreitung von HIV entgegen und verbessert die Lebensumstände von infizierten Menschen. Schliesslich fördert eine weitere, ebenfalls aus einer EYN Initiative entstandene NGO, den Einsatz von Naturmedizin und die Verbreitung energieeffizienter Kochherde in der Region. Dieses Engagement findet auch in muslimischen Gemeinschaften statt und leistet damit einen konkreten Beitrag zur Friedensarbeit.

Interreligiöser Dialog auf einem Markt in Nordnigeria (Foto: Bruce Campbell, 2009)

Interreligiöser Dialog auf einem Markt in Nordnigeria (Foto: Bruce Campbell, 2009)

Ein Klima von Gewalt, Angst und Misstrauen

«Wir erleben eine harte Zeit in Nigeria. Es ist sehr schwer für uns als Kirche, aber auch für unsere muslimischen Geschwister und für das ganze Land», sagt Markus Gamache bei einem Besuch in Basel im Mai 2014. Der 46-jährige engagiert sich in der Friedensarbeit der «Kirche der Geschwister» (EYN), Partnerkirche von Mission 21. «Oft habe ich Angst», fährt der Nigerianer fort: «Durch meine Arbeit bin ich auf Strassen unterwegs, die nicht sicher sind.» Am Tag nach diesem Gespräch fliegen in Jos, seiner Heimatstadt, zwei Autobomben in die Luft. Immer wieder kommen bei gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Christen und Muslimen in Nigeria Hunderte von Menschen ums Leben. Angst und Misstrauen, Hass und Rachegefühle nehmen stetig zu. Die wirtschaftliche Lage im Land ist miserabel. Während nur wenige vom Reichtum des Landes profitieren, leben die meisten Menschen in Armut, viele haben keine Arbeit, haben keine Zukunft. Die Mächtigen sind unfähig, Konflikte zu entschärfen.

Im Dienste aller bedürftigen Menschen

Die «Kirche der Geschwister» (EYN) ist vor achtzig Jahren entstanden und hat heute ihren Hauptsitz im ländlich geprägten Nordost-Nigeria. Sie sieht ihre Mission darin, sich der zunehmenden Gewalt entgegen zu stemmen und für Frieden zu arbeiten. Sie bringt muslimische und christliche Führungspersonen zusammen und beteiligt sich am gemeinsamen Widerstand gegen die Terrorgruppe Boko Haram. Durch Ausbildungsprogramme, Theater und Literatur thematisiert sie Konfliktthemen. Sie hilft den Gewaltopfern beider Seiten durch Mikrokredite und schützt auch Moslems vor christlichen Angreifern. Mit ihrem ländlichen Entwicklungsprogramm kämpft sie gegen die Armut. Die Dienste der Kirche kommen unterschiedslos allen bedürftigen Menschen zugute. Sie wird dabei von Mission 21 unterstützt.

Hoffnungsvolle Friedensarbeit

Markus Gamache hat gemeinsam mit Binta Bakari, einer Muslimin, das interreligiöse Friedensprojekt «Lifeline Compassionate Global Initiatives» gegründet. Es bietet unter anderem Lehrgänge für Tischler, Schneider und Schweisser an, vergibt zinslose Kleinkredite für den Start eines eigenen Unternehmens und unterstützt Kinder mit Stipendien, die sonst nicht zur Schule gehen könnten. Auch das ist Friedensarbeit: «Wenn die jungen Menschen ihr eigenes kleines ‹Business› und somit eine sinnvolle Auf-gabe haben, sind sie für die Radikalen keine leichten Opfer mehr», sagt Gamache. Für die Zukunft seines Landes gibt er die Hoffnung nicht auf: «Ich will alles dafür tun, dass wir uns gegenseitig besser verstehen und kennenlernen.»

Direkte Spenden unter Angabe der Projektnummer «162.1001» an:
PC 40-726233-2, IBAN CH58 0900 0000 4072 6233 2

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